Route 22: Patreksfjörður–Breiðavík–Bjargtangar (Látrabjarg)[Str. 612]
Route 22: Patreksfjörður – Breiðavík – Bjargtangar (Látrabjarg) (45 km) [Str. 612]
Auf geht´s zu Europas westlichsten Zipfel.
Island per Rad 2008
Die Routenbeschreibung beginnt an der Kreuzung der Str. 612/62, also direkt am Ufer des großen Patreksfjörður. Die Straße führt an der westlichen Uferseite gen Norden. Nach 3 km ist ein Rastplatz unweit eines alten Fischkutters erreicht. Das ist Islands erster Stahltrawler. Vorbei an einigen Farmhäusern, von denen nur noch wenige bewohnt sind, geht es durch eine Dünenlandschaft, auf der sich zum Teil der Flugplatz von Patreksfjörður befindet (km 11). Die Straße wird nun noch ein Stückchen einsamer. Nur noch wenige Bauern bewirtschaften in dieser Gegend ihre Höfe, viele haben ihr Land verlassen. Die Straße führt an einer steilen Küste entlang, vielleicht 100 m über dem Meer nach Nordosten. Schließlich knickt sie nach Südwesten ab. Bei km 24, am Ende einer fruchtbaren Bucht, erreicht man den Hof Hnjótur. Hier hat der verstorbene Bauer und Fischer Egill Ólafsson in Eigenregie ein Volkskundemuseum aufgebaut. In seiner Sammlung befindet sich das Boot, das zum Gedenken an das 1100. Jahr der Besiedlung Islands 1974 gebaut worden ist, und das Fischerboot „Mummi“, das Islands erster Seefahrtsingenieur Báður Tómasson 1935 in Ísafjörður entwickelt und gebaut hat.
- Egill Ólafsson Volkskundemuseum: 10-19 Uhr (1.6.-15.9.), Café, 4561511/4561569; www.hnjotur.is.
- Camping ist am Hof erlaubt.
- Unterkunft: Hotel Látrabjarg, 3 km weiter an Str. 615 gelegen; Sommerhotel, SU, Camping, 4561500; www.latrabjarg.com.
Für 1,5 km kann man jetzt noch verschnaufen, bis man an den Abzweig der Str. 615 gelangt. Dies ist der Startpunkt für die erste Bergetappe. Man bleibt auf der Str. 612 und biegt nach links ab. 4,3 km geht es nun bergauf. Die Steigung liegt zwischen 3 und 13 %, im Durchschnitt ist mit etwa 8 % zu rechnen. Die Passhöhe beträgt 330 m. Dort oben hält man sich nicht sehr lang auf, knapp 4 km geht es mit 6 bis 8 % Gefälle hinab. Somit verliert man auch wieder über 200 Höhenmeter. Nach einem Plateau folgt ein weiteres Stück Gefälle, das sich genau genommen bis zum Abzweig des Fahrwegs nach Breiðavík (km 33) erstreckt.
Breiðavík ist – das sagt schon der Name – eine Bucht, doch was für eine! Feiner, weißer Sandstrand, eingerahmt von schroffen Klippen, garniert mit einer Kirche auf Meereshöhe und dem Gästehaus, das früher mal ein Erziehungsheim war.
- Unterkunft: Gästehaus Breiðavík, Camping, SU, Cafeteria, 15.5.-15.9., / 4561575; www.breidavik.is.
Als „Transitreisender“ musste man zum Glück nicht wieder ganz auf Meereshöhe zurück. So startet der nächste Pass bereits bei etwa 80 m ü. NN. Knapp 4,5 km geht’s bergauf (4-6 %), die Passhöhe beträgt diesmal 220 m ü. NN. Kurz darauf kommt man an den Abzweig einer Fahrspur nach Keflavík im Süden. An der Kreuzung steht auch eine Landkarte der Halbinsel. Den dort eingezeichneten Fischerort Havallátur kann man bereits nach wenigen 100 Metern sehen, und damit auch den Verlauf der Piste ins Tal. Steil und rau ist dieser Abschnitt. 3 km geht’s mit 10 % bergab. Havallátur war mal ein lebhafter Fischerort, als man noch mit winzigen Booten den Schuppentieren hinterher ruderte. Die Straße führt nun direkt am Strand entlang. Für rund 3 km bleibt’s flach, bis man zum Campingplatz kommt. Der Platz kostet nichts, verfügt über WC und Wasseranschluss, und der Blick aufs Meer ist auch gratis. Bis zum westlichsten Zipfel Europas sind es jetzt noch einmal 2 km. 400 m davon muss man mit 10 % die nächste Klippe hoch radeln. Aber viel höher als 50 m über den Meeresspiegel kommt man nicht mehr. Endpunkt (km 45) ist der Parkplatz von Bjargtangar.
Bjargtangar ist der westlichste Landstrich Islands und damit auch Europas (24° 32’ westliche Länge). Direkt am Leuchtturm beginnt die nach Osten verlaufende Steilküste von Látrabjarg, einem Vogelparadies. Die Steilküste ist der mit 14 km längste Vogelfelsen im Nordatlantik (mit gut einer Million Vögel). Vor allem die gar nicht scheuen, so süßen Papageitaucher nisten direkt auf den obersten Felsvorsprüngen und sind somit gut zu beobachten. In so einem Vogelfelsen besteht eine klar festgelegte „Sitzordnung“. Und demnach haben die Papageitaucher auf den ersten Blick die schlechtesten Plätze abbekommen. Ganz weit oben am Rand des Felsens nisten aber auch noch die Mantelmöwen. Auf den Vorsprüngen darunter brüten Eissturmvögel, Tordalken und Trottellummen. Nahe dem Meeresspiegel haben vor allem die Dreizehenmöwen und die Grylteiste ihre Nester gebaut. Diese Anordnung hat durchaus Sinn, da zum Beispiel die recht schweren Lummenarten eher zu den behäbigen Vögeln zu zählen sind und demzufolge auch nicht so leicht manövrieren können. Ihre Brutplätze liegen deshalb nicht zu nahe am Wasser. Papageitaucher brüten vor allem in den obersten Stockwerken des Felsens, weil sie dort meist eine Erdschicht finden, in der sie eine Bruthöhle graben können, in das sie das einzige Ei legen.
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