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Edda & Saga

Die Edda

Zum Kulturschatz Islands zählen zweifellos die Überlieferungen verschiedener mittelalterlicher Handschriften. Zu den bekanntesten dieser Gattungen gehört die Edda. Die Edda umfasst Götter- und Heldenlieder sowie Spruchdichtungen. Dabei muss man heute zwischen zwei verschiedenen unter dem Begriff Edda zusammengefassten Werken unterscheiden: die Snorra-Edda oder Prosa-Edda und die Lieder-Edda oder ältere Edda.

Die Snorra-Edda wurde zwischen 1220 und 1230 vom Historiker und Politiker Snorri Sturluson als Lehrbuch für junge angehende Dichter (Skalden) verfasst. Die Skalden sollten mit Hilfe der Snorra-Edda verschiedene Versarten, poetische Ausdrücke und komplizierte Metaphern erlernen. Diese in Bildern sprechenden Umschreibungen (Kenning, Mehrzahl: Kenningar) setzten beim Lesen (wie auch beim Verfassen) der bestimmten Dichtungsarten eine gute Vorbildung über Mythen und Heldensagen sowie eine ausgeprägte bildliche Umsetzung von Wörtern voraus. Wenn zum Beispiel in den Strophen des Hymirliedes aus der Edda vom “Forst des Kinns” die Rede ist, so ist damit schlicht und einfach der Bart gemeint. Für Blut schrieb man Schwert- oder Wundtau. Diese Kenningar wurden nur in einem geringen Maße in der eddischen Dichtung eingesetzt, hauptsächliches Stilmittel sind sie jedoch in der strophischen Skaldendichtung, die sich dadurch grundlegend von der Edda unterscheidet.

Die Lieder-Edda umfasst eine Sammlung von 30 Liedern aus Heldensagas, die in überlieferter Form erst am Ende des 13. Jahrhundert aufgeschrieben worden sind. Viele der Lieder und Dichtungen aus der Edda wurden höchstwahrscheinlich seit dem 9. Jahrhundert mündlich weitergegeben. Die Sammlung wurde bei ihrer Wiederentdeckung im Jahr 1643 fälschlicherweise dem Gelehrten Sæmundr Sigfússon (1056-1133) zugeschrieben und ebenfalls Edda genannt, weil man davon ausging, es müsse sich dabei wenigstens zum Teil um eine Vorlage für die (angeblich jüngere) von Snorri geschriebenen Edda handeln. Mittlerweile ist man sich aber sicher, dass der Hauptteil der Lieder-Edda, der Codex Regius, mindestens zwei Generationen nach Snorris Edda aufgeschrieben wurde. Codex Regius (Königliche Handschrift) heißt dieses Werk übrigens deshalb, weil die Sammlung bis zu ihrer Rückkehr nach Island im Jahr 1971 in Kopenhagen in der Königlichen Bibliothek aufbewahrt worden war.

Trotz des Irrtums behielt auch die Liedersammlung den Namen Edda, so dass man eben heute zwischen zwei Edda unterscheiden muss. Die eddischen Lieder sind zunächst einmal Spruch- und Götterdichtungen, aber auch Heldenlieder. Die bereits erwähnte Skaldendichtung zeichnet sich dagegen zum großen Teil durch die Aufzeichnung aktueller Ereignisse aus, wobei viele Skalden sogar namentlich bekannt sind, während die Edda-Lieder grundsätzlich anonym weiter getragen wurden.

Dass Island heute über dieses Kulturerbe verfügen kann, ist wohl ein Verdienst der literarischen Blütezeit Islands im 13. Jahrhundert, als eine große Anzahl theologischer und wissenschaftlicher Werke verfasst und übersetzt wurde und somit auch das Interesse wuchs, die alten mündlichen Überlieferungen aus der Wikingerzeit aufzuschreiben. Nicht ganz vergessen sollte man aber die Rolle der friedlichen Christianisierung im Jahr 999, die eben wegen des seichten Übergangs nicht dazu führte, dass sämtliche Mythen beim Prozess des Umbruchs vom Heiden- zum Christentum völlig verschwanden. So blieben die bedeutenden Familien weiterhin sehr einflussreich in Politik und Gesellschaft und konnten somit noch für längere Zeit an den alten Traditionen festhalten. Wer mehr über die Edda erfahren möchte, sollte das Edda-Zentrum in Hvollsvöllur (Etappe 76) besuchen oder ins Edda-Museum in Reykjavik gehen.

Saga

Die Islandsaga darf man nicht mit den Sagen verwechseln - und eben auch nicht mit der Edda. Íslendinga sögur heißen diese Erzählungen auf isländisch. Sie stammen aus einer Zeit zwischen 1200 und 1350. Hauptmerkmal ist, dass sie anonym verfasst wurden - und das sie schriftlich festgehalten wurden. 

In Island gibt es etwa 30 Sagas. Meist geht es in den Sagas um Menschen, die Nachkommen der ersten Siedler waren. Erzählt wird von wohlhabenen Isländern, von ihren Familientraditionen, aber auch von zeitgenössischen Ereignissen. Nicht alles hat sich ereignet, es gibt auch erfundene Geschichten.

In Island kann man auf vielerorts auf den Spuren der Sagas wandeln.Empfehlenswert in diesem Zusammenhang ist auch das Buch "Ein Reisebegleiter" von Arthur Bollason. Wobei Arthur in dem Buch Schauplätze der Literatur im Allgemeinen besucht und nicht nur der Sagas 

Arthur Bollason: Island. Ein Reisebegleiter, Ffm & Leipzig 2008, S. 201
 
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